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Der Film

Inhalt

Fenerbahce Istanbul Marl, Kültürspor Datteln, Türkspor Dortmund: Allein im Ruhrgebiet gibt es mehr als 50 türkische Fußballvereine. Jeder kennt sie, doch kaum einer kennt sie wirklich.

Der Dokumentarfilm WELTKLASSE KREISKLASSE gibt einen Einblick in die Welt von Genclikspor Recklinghausen. "Genclik", wie Anhänger und Mitglieder ihren Verein nennen, liegt in der Recklinghäuser Südstadt - eine Gegend, die alle Symptome eines strukturschwachen Ruhrgebiet-Stadtteils aufweist: verlassene Ladenlokale, marode Wohnhäuser, brachliegende Industrieflächen. Hier leben viele Menschen mit türkischem Migrationshintergrund. Und diese bringen vor allem durch "ihren" Fußballverein neues Leben in den Stadtteil.

Im Mittelpunkt des Films stehen allerdings nicht primär die sportlichen Leistungen und Ereignisse des Vereins, sondern vor allem das Vereinsleben abseits des grünen Rasens. Dort begegnet man Marko, dem Geschäftsführer und leidenschaftlichsten Fan der ersten Mannschaft; Egon, einem Rentner aus der Nachbarschaft, der mit dem Ausbau des Vereinsheim beschäftigt ist; den Zwillingen Ferdi und Ekrem, die zugleich als Spieler und auch als Trainer in den Verein involviert sind und Canan, die dafür sorgt, dass im Verein nicht nur Fußballspielen, sondern auch Mathe und Deutsch vermittelt werden. Der Film begleitet diese und weitere Protagonisten in und um den Verein über eine Saison - mit allen Höhen und Tiefen, die ein Verein und mit ihm seine Mitglieder durchleben.

Dabei gibt die Dramaturgie der Saison die Dramaturgie des Filmes vor: Den Zielen, Hoffnungen und Erwartungen, welche am Anfang stehen, folgen Krisen und Verluste. Am Ende wird es für Genclik spannend: Wie wird die Saison enden? Mit einem Aufstieg oder einem Abstieg der ersten Mannschaft?

Das sportliche Auf und Ab des Vereins spiegelt sich auch in den einzelnen Protagonisten wider, die durch den Film führen. Durch ihre Lebenswelten und die verschiedenen Schauplätze in und um den Verein (wie die Nachhilfegruppe, die Alten Herren oder die Tai-Bo-Gruppe.) wird der Blick vom Fußballspiel weggelenkt. Und auch dann, wenn es auf dem Feld um alles geht, bleibt die Aufmerksamkeit am Platzrand. Während alle auf den Platz starren, blickt die Kamera auf die Zuschauer.

Hintergrund: Fußball und Integration

Integration durch Sport, diese drei Wörter bilden den Titel zahlreicher sportsoziologischer Publikationen und journalistischer Beiträge sowie den Ansatz großer Entwicklungsprogramme von Stiftungen und Verbänden, denn der Sport gilt gemeinhin als hoch integrativer gesellschaftlicher Teilbereich. Und tatsächlich: Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat mit ihrer interkulturellen Öffnung zu neuer Stärke gefunden. 10 von 13 deutschen Toren bei der Weltmeisterschaft 2006 wurden von Spielern erzielt, die erst nach ihrer Geburt nach Deutschland kamen. 11 von 21 Spielern, die bei der WM 2010 für Deutschland auf dem Platz standen, haben einen Migrationshintergrund. Doch wirkt der Fußball erst integrativ, wenn er dem einzelnen zu Anerkennung und Wohlstand verhilft, wie bei den Integrationsvorbildern Mesut Özil, Sami Khedira und Cacau geschehen? Wie sieht das interkulturelle Miteinander in den unteren Ligen aus?

Mit über 25.000 Vereinen und knapp sieben Millionen Mitgliedern ist der DFB die größte organisierte Gemeinschaft. Glaubt man allerdings den Sportteilen der Lokalzeitungen, ist in den deutschen Fußball-Kreisligen aus dem Gegeneinander zweier Sportmannschaften ein vermeintliches Gegeneinander zweier Ethnien, Kulturen oder gar Gesellschaften geworden. Immer öfter wird in der Öffentlichkeit auf die Probleme hingewiesen, die mutmaßlich von Fußballmannschaften mit türkischen Namen ausgehen, zumal die Anzahl der türkischen Vereine in den unteren Ligen in den letzten 20 Jahren stark gestiegen ist.

Vor der filmischen Auseinandersetzung mit dem Thema hat Regisseur Daniel Huhn bereits wissenschaftlich zu dem Thema gearbeitet. Im Rahmen eines Forschungsprojekt hat er gemeinsam mit zwei Kommilitonen 20 Fußballvereine türkischer Prägung besucht und sie zu ihren Gründungsmotiven, Zielen und Problemen befragt (mehr Informationen zum Forschungsprojekt unter www.imabseits.org). Schnell wurde klar, dass die Welt der türkisch geprägten Fußballvereine nicht nur für die Wissenschaft, sondern viel mehr noch für den Dokumentarfilm ein faszinierendes Thema ist. Für die Filmarbeit kehrte Regisseur Daniel Huhn zu dem Verein zurück, bei dem er 2008 das allererste Rechercheinterview zur wissenschaftlichen Studie führte, zu Genclikspor Recklinghausen.

Technische Daten

  • Länge: 96 Minuten
  • Drehort: Recklinghausen
  • Drehzeit: 2011-2012
  • Fertigstellung: 2013
  • Drehformat: HD Cam
  • Kinoformat: DCP
  • Sprache: Deutsch